Thilo Sarrazin baut an einer nachhaltigen Gesellschaft für den deutschen Staat

„Biete türkisch-arabische Unterschicht – suche osteuropäische Juden“

Thilo Sarrazin, mittlerweile Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, hat mit einem ausführlichen Interview für einigen Wirbel gesorgt. Sorgen um Deutschland mit seinem „kleinen Volk“ treiben ihn um. Wenn er von seinem Frankfurter Bankenturm herunter auf die ihm vertraute Stätte seines früheren Wirkens als Finanzsenator, die deutsche Hauptstadt Berlin blickt, kommt er schwer ins Grübeln:

„Bei uns gibt es eine breite Unterschicht, die nicht in Arbeitsprozesse integriert ist. Doch das Berliner Unterschichtproblem reicht weit darüber hinaus … Wir haben in Berlin vierzig Prozent Unterschichtgeburten, und die füllen die Schulen und die Klassen … Berlin hat einen Teil von Menschen, etwa zwanzig Prozent der Bevölkerung, die nicht ökonomisch gebraucht werden, zwanzig Prozent leben von Hartz IV und Transfereinkommen … Eine große Zahl an Arabern und Türken hat keine produktive Funktion, außer für den Obst- und Gemüsehandel, und es wird sich auch vermutlich keine Perspektive entwickeln. Das gilt auch für einen Teil der deutschen Unterschicht, die einmal in den subventionierten Betrieben Spulen gedreht oder Zigarettenmaschinen bedient hat. Diese Jobs gibt es nicht mehr. Berlin hat wirtschaftlich ein Problem mit der Größe der vorhandenen Bevölkerung.“ (Alle Zitate aus Lettre International, Oktober-Ausgabe)

Es ist schon bemerkenswert: Hier tritt ein Politiker mal nicht mit der Pose des Dieners des Volkes an. Hier äußert ein politischer Macher mal ziemlich ungeschminkt, welches Problem Berlins Regierende mit ihrem Volk haben. Ein gewisser Teil davon ist zu groß und wässert herum, ohne dass er Staat oder Wirtschaft etwas nützen würde. So, von oben herunter betrachtet, versagen an die 20 bis 40 Prozent vor den Ansprüchen und Erwartungen, welche eine Herrschaft billigerweise an ihr Menschenmaterial stellen darf: Die Berliner Bevölkerung – oft arbeitslos, arm, wirtschaftlich primitiv oder erfolglos, ungebildet – in der Summe jedenfalls für eine Führung, die einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort regieren will, eine Zumutung! Wie soll man, bitteschön, mit einem solchen Volk Staat machen?, fragt sich Sarrazin.

Solche Zumutungen an eine Herrschaft,mit einem so untauglichen Volk regieren zu müssen, verlangen nach schonungsloser Aufklärung. Sarrazin will ausdrücklich „gegen viele Mauern der politischen Korrektheit“ verstoßen. Missstände muss man beim Namen nennen, und da stößt Sarrazin bei seinem Volk als Erstes auf dessen mangelnde Geistesausstattung:

„Unsere Bildungspopulation wird von Generation zu Generation immer dümmer. Der Anteil der intelligenten Leistungsträger fällt kontinuierlich ab.“

So denkt eben ein Vertreter der staatlichen Elite: Wenn eine wachsende Zahl von Menschen weder von Staat noch Wirtschaft gebraucht wird, dann müssen die zu dumm dafür sein!AlserfolgsverwöhnterRegierender geht er davon aus, dass die Eliten schon im eigenen Interesse das Nötige für eine erfolgreiche Benützung des Volkes tun, und wenn das nicht passiert, muss es an den Menschen liegen. Sie, die Menschen, werden immer untauglicher für ihre Benützung. Sie müssen in doppelter Hinsicht eine Art Defekt haben: Ihnen fehlt die nötige Intelligenz dafür, die Fähigkeit, und ihnen fehlt oftmals der nötige Wille, die Dienstbereitschaft, um von Staat und Wirtschaft hergenommen werden zu können. Ganz in diesem elitären Sinne fängt Sarrazin als politischer Verwalter der nationalen Ressourcen Intelligenz und Integrationsbereitschaft an, den Berliner Volkskörper nach tauglichen und untauglichen Volksgruppen, nach Nützlingen und Schädlingen durchzumustern. Und das – man ist ja schließlich kein deutscher Rassist – tut er ganz vorurteilslos. Sarrazin hat nichts gegen Ausländer – es müssen nur die richtigen sein! -und nimmt eine Völkerschaft nach der anderen durch:

„Man muss aufhören, von „den“ Migranten zu reden. Wir müssen uns einmal die unterschiedlichen Migrantengruppen anschauen.“

Sarrazins völkische „Triage“ ergibt dann folgendes Bild:

„Die Vietnamesen: Die Eltern können kaum Deutsch, verkaufen Zigaretten oder haben einen Kiosk. Die Vietnamesen der zweiten Generation haben dann durchweg bessere Schulnoten und höhere Abiturientenquoten als die Deutschen. Die Osteuropäer, Ukrainer, Weißrussen, Polen, Russen sind integrationswillig, passen sich schnell an und haben überdurchschnittliche akademische Erfolge. Die Deutschrussen haben große Probleme in der ersten, teilweise auch der zweiten Generation, danach läuft es wie am Schnürchen, weil sie noch eine altdeutsche Arbeitsauffassung haben.“

Die Tauglichkeitszeugnisse und damit verbundenen Daseinsrechte, die Sarrazin unter den Berliner Völkerschaften hier so großzügig verteilt, hören dann allerdings so langsam bei „den Jugoslawen“ auf, und bei „den Türken und Arabern“ ist die Kategorie „Schädling der Berliner Gesellschaft“ endgültig erreicht:

„Bei den Kerngruppen der Jugoslawen sieht man dann schon eher „türkische“ Probleme; absolut abfallend sind die türkische Gruppe und die Araber. Auch in der dritten Generation haben sehr viele keine vernünftigen Deutschkenntnisse, viele gar keinen Schulabschluss … Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert. Das gilt für 70 Prozent der türkischen und 90 Prozent der arabischen Bevölkerung in Berlin.“

So geht politische Selektion von oben, mitten in der deutschen Zivilgesellschaft: Bevölkerungs-politiker interessiert alles – Schulabschlussquoten, Gesinnung, die Art zu leben, von deutschen Gewohnheiten abweichende sittliche Eigenheiten usw. – all das geht sie was an, weil sie die Menschen damit an den verbindlichen Maßstäben für eine herrschaftsdienliche Manövriermasse messen, und Abweichungen davon werden den Betroffenen als ihr völkischer Naturdefekt zur Last gelegt. Nachzubessern, vielleicht mit staatlichen Förderprogrammen etc., ist da nichts im Urteil des SPD-Politikers Sarrazin, im Gegenteil. Damit will er gründlich aufräumen. Die überkommene Sozialpolitik mit Hartz IV und so hat für Sarrazin nicht nur versagt, sie ist mit verantwortlich für den unzumutbaren Zustand der Gesellschaft in Berlin:

„Der Neuköllner Bürgermeister Buschkowsky erzählt von einer Araberfrau, die ihr sechstes Kind bekommt, weil sie durch Hartz IV damit Anspruch auf eine größere Wohnung hat. Von diesen Strukturen müssen wir uns verabschieden … So kann man keine nachhaltige Gesellschaft bauen, das geht für ein, zwei, drei Generationen gut, dann nicht mehr.“

Sechs Kinder von deutschen oder vielleicht auch ausländischen Eliteeltern, das ginge in Ordnung. Damit ließe sich staatlicherseits was anfangen. Aber Elendsfiguren Stütze zahlen, damit schadet sich der Staat selbst: Er verhindert nicht nur, dass sich die völkischen Tauglichkeitsunterschiede im Alltag der Konkurrenz gerechterweise Bahn brechen und sich die untauglichen bis unwerten Türken und Araber in einer Art sozialer Auslese quasi von selbst „auswachsen“, wie Sarrazin sagt. Diese sozialen „Strukturen“ finanzieren – ausgerechnet! – auch noch die karnickelhafte Vermehrung der Falschen:

„Die Türken erobern Deutschland genauso, wie die Kosovaren das Kosovo erobert haben: durch höhere Geburtenrate. Das würde mir gefallen, wenn es osteuropäische Juden wären mit einem um 15 Prozent höheren IQ als dem der deutschen Bevölkerung … Die Araber und Türken haben einen zwei- bis dreimal höheren Anteil an Geburten, als es ihrem Bevölkerungsanteil entspricht. Ständig werden Bräute nachgeliefert. Das türkische Mädchen hier wird mit einem Anatolen verheiratet, der türkische Junge bekommt eine Braut aus einem anatolischen Dorf. Bei den Arabern ist es noch schlimmer. Große Teile sind weder integrationswillig noch integrationsfähig. Viele von ihnen wollen keine Integration, sondern ihren Stiefel leben. Zudem pflegen sie eine Mentalität, die sie als gesamtstaatliche Mentalität aggressiv und atavistisch macht.“

Sarrazins Äußerungen sind eine gezielte Polemik gegen die aktuelle Integrationspolitik mit den dazugehörigen Sprachregelungen. Araber und Türken, die sind so!, und zwar unverbesserliche Feinde Deutschlands, die drohen „unseren“ Staat zu unterwandern und zu übernehmen. Dementsprechend sehen die Vorschläge für die fälligen staatlichen Maßnahmen aus:

„Die Lösung dieses Problems kann nur heißen: Kein Zuzug mehr, und wer heiraten will, sollte dies im Ausland tun … Der Intellekt, den Berlin braucht, muss also importiert werden … Meine Vorstellung wäre: generell kein Zuzug mehr außer für Hochqualifizierte.“

*

Sarrazin will einen anderen Ton im Umgang mit bestimmten Ausländern und deshalb die deutsche Öffentlichkeit provozieren. Er hat Erfolg damit. Alle Welt regt sich auf und schreit: Skandal! So darf man das nicht sagen:

„Als Privatperson kann sich Sarrazin äußern, wie er will. Als Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank kann er dies nicht – und das musste er wissen … Es kann und darf nicht Aufgabe der Bundesbank sein, darüber zu befinden, ob in der Berliner Unterschicht (wie immer man sie definieren wollte) zu viele Kinder geboren werden. Sarrazin hat sich gegenüber seinem Arbeitgeber grob illoyal verhalten und ihm damit geschadet.“ (FAZ, 5.10.)

Klar, wenn Sarrazin gegen Türken und Araber hetzt, dann ist das Opfer dieser Ausländerfeindlichkeit – die Bundesbank! Schaden nimmt eine staatliche Institution, wenn Sarrazin die gebotene Sprachhygiene im Umgang mit Ausländern vermissen lässt. Und wenn das Gegenstand der Kritik ist, nimmt es nicht Wunder, dass die Empörten so ganz langsam Indizien dafür finden, dass Sarrazin mit seinem unbedachten „Drauflosplappern“ vielleicht gar nicht mal so unrechthat:

„Sarrazin hat für seine – übrigens deutlich differenzierter als nun gemeinhin verkürzt dargestellt – gemachten Äußerungen einigen Rückhalt in der Bevölkerung. Man muss Sarrazins Meinung nicht teilen, aber seine Courage sollte eine Demokratie aushalten.“ (FAZ, 12.10.)

So zu reden wie das Volk, das ist hier nach dem Dafürhalten der Frankfurter Journalisten mal kein Fall von verabscheuungswürdigem Populismus. Diesmal belegt Sarrazins Volksnähe zumindest, dass er nicht ganz schief liegen kann. Außerdem ist dies ein mutiger, couragierter Beitrag zur Meinungsfreiheit, der insofern schon mal positiv zu würdigen ist:

„Was hat der Fall Brunner mit dem Fall Sarrazin zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel. Brunner kam Kindern zu Hilfe und wurde dafür zu Tode geprügelt. Sarrazin sprach unbequeme Wahrheiten aus und wurde dafür heftig kritisiert. Doch beide Fälle haben mit Zivilcourage zu tun; beide mit einer Öffentlichkeit, die empört reagiert – einmal für, einmal gegen den Helden … Wie kann jemand der Menschenverachtung und Volksverhetzung bezichtigt werden, dem es darum geht, auf Staatsversagen, Gewalt und rechtsfreie Räume hinzuweisen?“ (FAZ, 14.10.)

Die beiden Fälle haben zwar nichts miteinander zu tun, aber wenn dem Schreiber daran gelegen ist, dann spricht die Empörung, die Sarrazin mit seinen Tiraden auslöst, für ihn. „Heftige Kritik“ an einer Äußerung – zweifelsfrei ein Indiz dafür, dass mit den Ausfällen gegen Türken und Araber „Wahrheiten“ ausgesprochen worden sind, und zwar „unbequeme“, die man bekannterweise loswerden muss. Auch eine Art, Standpunkte zu billigen, ohne dass in diesem vielstimmigen öffentlichen Chor irgend jemand mal sagen müsste, worin Sarrazin denn eigentlich so recht hat mit seinen Auslassungen. Und wenn das mal durch ist, kann man am Ende auch dezent darauf hinweisen, weshalb Sarrazins „Tabubruch“ geboten war:

„Es wird nicht mehr verdrängt, verkleistert und schön geredet, sondern munter gestritten – und alle mischen mit. Kritik an der Entwicklung von Parallelgesellschaften in unseren Großstädten kann nicht mehr ganz so leicht als „ausländerfeindlich“ mundtot gemacht werden.“ (FAZ, 14.10.)

Das hat sich Sarrazin wohl von Anfang an gedacht: Dass mit seinem Interview, seiner vorübergehenden Skandalisierung und deren Überwindung die moralischen Grenzen, wo political correctness aufhört und nach offizieller Lesart Ausländerfeindlichkeit anfängt, in der Nation gehörig verschoben werden.

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